Wie entscheiden Mitarbeiter, woran sie täglich arbeiten? Bisher gab es in den meisten Unternehmen klare Hierarchien und das Management lag in der Verantwortung einiger weniger. Menschen sind erwiesenermaßen produktiver und kreativer wenn sie mehr Freiräume haben. Zentralisierte Entscheidungen sind oft langsam und nicht flexibel genug für die heutige Zeit. Dies führte in den letzten Jahren zu alternativen Organisationsmodellen. Das Stichwort lautet: Selbstorganisation.
Flache Hierarchieren und klare Strukturen
Zukünftige Organisationen haben keine Chefs, sondern verteilen die Verantwortung auf alle Mitarbeiter. Die Mitarbeiter haben mehr Möglichkeiten und können abhängig von ihren Stärken und Kompetenzen agieren. In vielen selbstführenden Organisationen gibt es einen Beratungsprozess. Mitarbeiter können Entscheidungen frei von der Zustimmung anderer treffen, solange sie die betroffenen Parteien um deren Meinung fragen und diese in ihre Entscheidungsfindung einfließen lassen.
In einem selbstorganisierten Unternehmen geht es weniger hierarchisch zu, dennoch gibt es klare Strukturen und Prozesse.
Verantwortung wird auf die Mitarbeiter verteilt. Das heißt, sie werden ermutigt und bemächtigt, eigene Entscheidungen zu treffen und nach bestem Wissen selbst zu handeln. Demnach ist die Führungsverantwortung nicht personenbezogen sondern rollenbasiert. Bürokratische Prozesse hierarchischer Organisationen werden durch Flexibilität und Agilität ersetzt.
Eine persönliche und entspannte Arbeitsatmosphäre ist für selbstorganisierte Unternehmen üblich, da sich die Mitarbeiter viel persönlicher einbringen können. Das tut der Organisation gut tut und etabliert eine offene Unternehmenskultur, in der Austausch, Reflexion, Fehlerkultur und innovatives Denken selbstverständlich sind.
Zufriedenere Mitarbeiter durch mehr Selbstbestimmung
Bei der Firma Heiligenfeld beispielsweise, einem deutschen Betreiber von Rehakliniken, findet einmal wöchentlich eine Reflexionsrunde der Mitarbeiter über relevante Themen, Konfliktlösungen, Umgang mit Fehlern etc. statt. Dieser gemeinsame Austausch hat einen äußerst positiven Effekt auf die Mitarbeiter. Als Heiligenfeld die Auszeichnung als bester europäischer Arbeitgeber in der Gesundheitsbranche erhielt, gaben viele Mitarbeiter an, dass genau diese wöchentliche Reflexion ihren Alltag bereichert und Sinnhaftigkeit verleiht. Quelle: "Reinventing Innovations" von Frederic Laloux, Verlag Vahlen.
Der Mensch mit seinen Bedürfnissen steht bei vielen dieser Unternehmen im Mittelpunkt und diese Kultur trägt zur Sinnstiftung und erhöhten Mitarbeiterzufriedenheit und Mitarbeitermotivation bei.
Gemeinsame Ziele und Werte: New Work und Holokratie
Die Idee der Selbstorganisation geht zurück auf Frederic Laloux. In seinem Buch “Reinventing Organizations” schreibt er über “New Work”, erhöhte Mitarbeitermotivation und agile Organisationen. Auch eine spezielle Form der Selbstorganisation, die Holokratie, greift auf die Erkenntnisse von Laloux zurück. Die Holokratie bietet ein klares Regelwerk für eine agile Organisationsstruktur mit kurzen und schnellen Entscheidungswegen ohne Hierarchien. Eine genaue Beschreibung findet sich in dem Buch „Holacracy“ von Brian J. Robertson.
Die Selbstorganisation funktioniert bei allen Modellen auf Grundlage gemeinsamer Werte, Prinzipien und Strukturen, die es festzulegen gilt. Bei der Holokratie sind die Mitarbeiter in Kreisen organisiert, die mit anderen Kreisen verlinkt sind. Auf diese Weise erfolgt der Austausch teamübergreifend und nach Bedarf. Über die Art der Zusammenarbeit, die Aufgaben und Ziele entscheidet das Team aus Mitarbeitern gemeinsam. Wichtig ist, dass Zuständigkeit und Befugnisse klar geregelt sind und seitens des Arbeitgebers genug Zeit für die Aufgaben bereitgestellt wird. Unternehmenskultur und eine reibungslose interne Kommunikation sind wichtige Erfolgsfaktoren für die Selbstorganisation im Unternehmen.
Vorteile der Selbstorganisation in Unternehmen
Sicherlich bringt die Umstellung von einem hierarchisch geführten Unternehmen hin zu einem selbstorganisierten Unternehmen Unsicherheiten und auch einige Herausforderungen mit sich. Doch die Vorteile sind nicht von der Hand zu weisen. Eine Umstellung muss zudem ja nicht von heute auf morgen erfolgen, sondern kann Schritt für Schritt begleitet und eingeführt werden.
Schnelle Reaktionsfähigkeit und Flexibilität
An erster Stelle steht eine ungekannte Schnelllebigkeit am Markt, in der Unternehmen sich zurechtfinden müssen. Althergebrachte Organisationsstrukturen sind einfach zu starr, langsam und unflexibel, um die Wettbewerbsfähigkeit und damit das Bestehen von Unternehmen zu gewährleisten. Technologien eröffnen neue Möglichkeiten und stellen Unternehmen aller Größen und Branchen vor große Herausforderungen. Gefragt sind schnelle, flexible und innovative Lösungen, die nur unter Einbindung der Mitarbeiter-Teams möglich sind. Der reine Sachbearbeiter hat ausgedient. Mitarbeiter müssen befähigt und motiviert werden, eigene Entscheidungen im Sinne der Organisation zu treffen. Selbstorganisation heißt auch, dass Verantwortung, Entscheidung und Handlung liegen viel dichter beisammen liegen.
Zukunftsorientierung und Steigerung der Attraktivität als Arbeitgeber
Nicht nur die schnellere Reaktionszeit auf bestehende Marktbedingungen ist ein gutes Argument für die Umstellung auf Selbstorganisation in Unternehmen. Auch für Mitarbeiter sind solche Unternehmen attraktiver. Hier können sich talentierte Fachkräfte besser entfalten und von Anfang an einbringen. Gute Mitarbeiter ermöglichen ein gesundes Wachstum und haben große Strahlkraft nach außen. Zukunftsorientierung und Innovationskraft sind für Mitarbeiterbindung, Employer Branding und die Kundengewinnung attraktiv.
Fazit
Die Unsicherheit in Bezug auf mehr Selbstorganisation ist deutlich spürbar und auch verständlich. Gerade die jetzigen Entscheider in Unternehmen müssen zukünftig Macht und Kontrolle abgeben, um hier voranzukommen. Die Zweifel sind nicht unberechtigt, denn eine derart gravierende Strukturumstellung muss ordentlich geplant und begleitet werden. Ein wichtiger Erfolgsfaktor für Selbstorganisation in Unternehmen ist die Kooperationsbereitschaft der Mitarbeiter. Die horizontale Kommunikation zwischen den Mitarbeitern wird wichtiger. Interne Abstimmung, Offenheit, eine gemeinsame Unternehmenskultur, eine Fehlerkultur sowie das grundsätzliche Interesse am „gemeinsam schaffen“ und „Verantwortung übernehmen“ muss gegeben sein. Das bedarf einer guten internen Kommunikation.
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